Gespräche: Bedingung für gute Texte

Für ein Interview ist es unabdingbar, für ein Porträt schwer empfohlen. Auch für Marketingtexte empfiehlt es sich. Die Rede ist vom Gespräch. In diesem Blogbeitrag finden Sie einige Tipps für gelungene Gespräche, die als Basis für gelungene Texte fungieren.

Am Anfang war das Wort

  • Das Interview ist ein Frage-Antwort-Spiel, in dem ein Journalist einen ausgewählten Gesprächspartner nach Meinungen, Gefühlen oder Persönlichem fragt.
  • Ein Porträt ist die Darstellung und Beschreibung einer oder mehrerer Personen. Im Mittelpunkt eines Porträts stehen Menschen, die aufgrund ihrer Persönlichkeit, ihres Wissens oder ihrer Erlebnisse für andere interessant sind.

Beiden Formen – dem Interview und dem Porträt – geht meist ein Gespräch voraus. Ich sage meist, da es auch möglich ist, ein Porträt «trocken» zu schreiben. Das bedeutet, dass das Porträt rein aufgrund von Recherche-Material geschrieben wurde und niemals ein Gespräch zwischen dem Schreibenden und dem Porträtierten statt gefunden hat. Für ein einfühlsames und spannendes Porträt ist das nicht zu empfehlen.

Egal, ob am Ende ein Interview oder ein Porträt entstehen soll, die Qualität des Gespräches wird letztendlich die Qualität des Textes beeinflussen. Und deshalb ist es meines Erachtens sehr wichtig, dieses Gespräch sehr ernst zu nehmen.

Das Denken darf man nie vergessen

Ein gutes Gespräch beginnt lange, bevor man den Gesprächspartner überhaupt trifft – nämlich bei der Recherche. Egal mit wem man spricht, man muss sich vorab über diese Person und über das Thema, das Inhalt des Gespräches sein wird, ausführlich informieren. Dies kann durch das Lesen von bereits publizierten Texten sein oder durch Gespräche mit Leuten, die die Gesprächspartnerin oder das Thema gut kennen. Nur mit diesem Vorwissen kann man seine Fragen vorbereiten und später im Gespräch sicher und natürlich auftreten.

Nach der Recherche-Phase kommt die Denkphase. Diese Phase wird von vielen übersprungen, da sie meinen, es reiche aus, als Expertin oder Experte in ein Gespräch zu gehen. Meiner Meinung nach fängt hier die richtige Arbeit an. In der Denkphase überlegt man sich genau, welchen Fokus die Texte später haben werden, was man wirklich wissen will und wie man zu diesen Informationen kommt. Auf Basis dieser Überlegungen und dem Wissen aus der Recherche-Phase kann nun ein Gesprächs-Leitfaden erarbeitet werden. Dieser enthält mehr oder weniger ausformulierte Fragen, die später im Gespräch dann gestellt werden. Bei der Erstellung des Leitfadens kann man sich bereits hypothetische Antworten überlegen und so die Fragen weiter entwickeln.

Sympathisch, kompetent, empathisch

Mit dieser guten Vorbereitung kann das Gespräch beginnen. Und auch hier gilt: Der erste Eindruck zählt. In der Fachsprache nennt man die ersten Minuten eines Gespräches Joining-Phase. In dieser Phase wird Vertrauen zwischen den Gesprächspartnern aufgebaut und damit entschieden, ob die Fragestellerin die gewünschten Informationen aus dem Gegenüber herausholen kann. In der Joining-Phase bedankt man sich für die Teilnahme am Gespräch, bietet gegebenenfalls etwas zu trinken an und erklärt, was auf das Gegenüber zukommen wird (Gesprächsdauer, Fokus, Aufnahme etc.).

Erst danach steigt man in das Gespräch ein und startet mit seinen vorbereiteten Fragen. Dabei sollte man sich nicht zu stark auf seinen Leitfaden konzentrieren, sondern auf die Person gegenüber eingehen: Die Aussagen spiegeln, nachfragen bei Unverständnis, Interessantes genauer beleuchten. Das Wichtigste ist hier echtes Interesse am Menschen!

Ein*e gute*r Gesprächsleiter*in weiss immer, welche Informationen es braucht, verliert nie den Fokus und stellt sich selber nie in den Vordergrund. So verlockend es sein kann, sein Wissen aus der Recherche zu präsentieren – es ist nicht wichtig. Der oder Interviewte soll die Informationen geben.

Beherzigt man diese Tipps, erhält man im Gespräch so viele Informationen, dass das Schreiben des Interviews oder des Porträts später leicht von der Hand geht.

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